Heilig Abend in München

Im November suchte Christian Bischof, der damalige Leiter des Kammerchor Nürnberg, in dem ich mitsinge, Aushilfen für die Christmette in München am 24.12.2019. Nachdem ich mir denke, „alles mal probieren“, meldete ich mich, bekam im Dezember die Noten und machte mich mit dem besten Mann von allen am 23. auf nach München.

Schön war es! Mit Christian zu musizieren ist ohnehin immer eine Freude, ich musste aufpassen wie ein Schießhund und ordentlich vorbereitet sein, die Kirche war voll, die Solisten richtig gut und die Stimmung ebenso. Und die Bezahlung kam überpünktlich ein paar Tage später aufs Konto. Da muss ich ganz ehrlich sagen: Gerne wieder, das war spitze!

Rollenprofil 

Im nächsten Sommerstück, Nisha, teilen sich Laura und ich die Rolle der Carmen (Camilla) Guggenberger. Und, nachdem wir beide uns bestmöglich auf die erste Probe vorbereiten wollen, trafen wir uns also, um uns mal den Text anzuschauen, und zu ermitteln, wer denn CC so ist – wo kommt sie her, warum reagiert sie so wie sie reagiert, wie können wir uns ihr annähern? Aus meiner Sicht muss ich sagen, war es ein großartiges Treffen, es hat viel gebracht und ich fühle mich gestärkt und gesichert für die erste Probe. Außerdem habe ich zum ersten Mal in die Musik für Nisha hören können und kann sagen – es wird toll! 

Ein letztes Mal

Ein letztes Mal geht es am kommenden Freitag und Samstag in das Kostüm der Gretl, während unsere Musicalgruppe, der Verein Cadolzburger Burgfestspiele e.V. , das Musical „Mademoiselle Marie“ in Oradour-sur-Glane aufführt. Ja, genau dieses Oradour.

Mir ist seltsam und wehmütig und glücklich zumute.
Seltsam, weil an diesem Auftritt viel hängt, wie man an der ganzen Presseberichterstattung sieht. Viel Geschichte, viel Völkerverständigung, viel VIEL. Und ich irgendwie denke, dass ich trotz lauter „huch, es ist alles so groß“-Gefühl dennoch eine saubere Vorstellung abliefern möchte. Und mich nicht von der Panik oder den Emotionen oder was auch immer man dazu sagen möchte, anstecken lassen will.
Wehmütig, weil es der Abschluß einer sehr erfolgreichen Ära ist. Ich wollte schreiben, „ähnlich wie die letzten Male“, aber nein, an der Rolle der loriotschen Mutter, oder auch an Mrs. Higgins hing ich doch noch etwas mehr. Wie auch immer, man steckt eine ganze Menge Zeit in eine Rolle und der Gedanke, dass man sie nie wieder spielen wird, was ja gerade bei „Nicht-Standard“-Musicals der Fall ist, schmerzt irgendwie schon.
Glücklich, weil ich tatsächlich jetzt auch froh bin, nicht mehr die fränkische Oma-Bäuerin zu spielen. Ich habe mich schwer getan mit Gretl, ich habe viel gelernt, auch über mich, ich habe einige Tränen vergossen und nun ist es an der Zeit, etwas Neues zu beginnen. Ich freu mich drauf.

Sie, Er und die Auberginen 

Nun, so kann es gehen, wenn man beschäftigt ist. Man vergisst sogar das bloggen. Wie sieht es aus? Unser nächstes Hörspiel, Der Doctor und die weiße Frau, ist in der Probenphase, genau wie die Wiederaufnahme der Mademoiselle Marie. Ein kleines Hörspiel, Der Fluch des Pharao, haben mein Mann und ich am 1. April veröffentlicht, hört gerne mal rein. 

Die letzten Tage waren mit Probenarbeiten zu einem kleinen Kammerspiel gefüllt, das morgen Premiere hat und für das ich die Regieassistenz übernehmen konnte. Eine Premiere für mich im Fränkischen Theatersommer. Bis hierher bin ich sehr glücklich damit, aber auch sehr müde. Anbei Impressionen der Arbeit, mit Katzen, ungesunder Ernährung, viel Tee und Zügen, die in Bamberg gottseidank schon sehr früh am Bahnsteig stehen, so dass man nicht frieren muß. 

Notiz am Rand 

Es erstaunt mich immer wieder, wie man nach zweieinhalb Stunden konzentrierter Chorprobe für ein anspruchsvolles Konzert (ja, es ist nicht viel in Mahlers zweiter Sinfonie, aber gerade drum erfordert es Stimme und Konzentration) noch 1:1 ins Ratschen mit der Kollegin verfallen kann. Ich bin nach einer Zeit der Konzentration, sei es eine Probe oder ein Auftritt, erstmal durch und möchte nicht mehr als das Nötigste reden. In diesem Sinne: pschschscht! 🙂 

Schöne neue Zeit 

Eine Menge ist geschehen in der Zwischenzeit seit der Derniere von Kaiser und Gauklerin, doch dazu später mehr. Just in diesem Moment bin ich zum Dokuzentrum Nürnberg unterwegs, in dessen Ausläufern die Symphoniker ihre Probenräume haben. Mahlers Zweite, wir erinnern uns. 

Luxus dieser Zeit ist es, dass es Sängern oft einfacher gemacht wird als früher; dergestalt, dass viele Übelinks online oder auch per CD erhältlich sind und man sich einfach, so wie ich gerade, die hervorgehobenen Stimmen anhören kann, während man die Noten verfolgt. Und das gibt es auf Choralia sogar für besagte Mahler Sinfonie. 

Wenn ihr euch amüsieren möchtet, hört mal rein; ich habe keine Ahnung, warum die Stimmen so elektronisch klingen. Aber was soll’s, zum Lernen ist es völlig ausreichend. 

Derniere & PSD

Die schönen Tage von Aranjuez sind nun vorbei….

Das war’s, am Freitag war der letzte Kaiser und Gauklerin Tag. Nachdem ich am Donnerstag nachmittag gespielt habe, abends im Foyer geholfen und spät nachts ins Bett kam, ging es am Feiertag rasant weiter: 14:30 Uhr Vorstellung, 19:30 Uhr Vorstellung, Abbau, Dernierenfeier. Diese dauerte bis in die frühen Morgenstunden und war jede Übermüdung am nächsten Tag wert.

Doch es ist wie immer: Einerseits ist es gut, dass das Stück abgespielt ist, andererseits gibt es da …

„Post Show Depression (auch liebevoll ‚Post-Dramatisches Stress-Syndrom‘ genannt)

The feeling after a musical is over and you realize you have no life. After putting months into making a show perfect it is all over. It is a feeling of emptiness and sadness. Usually during the finale is when this begins. It can continue from then till weeks or months after the shows finished. You get little pangs when you see something that reminds you of the musical or when your sitting at home on a night when you would usually be performing or rehearsing. This depression is generally shared by most of the cast and the last show and cast party generally involves a lot of hugging, crying and beautiful parting words. When you run into one of your show family after this depression it usually involves a lot of hugging and crying and comes back for another couple of days. The only way to fully recover is to go head on into another project and remember all the good memories. It is a bittersweet feeling. It is only really understood by fellow theatre dorks.“

Als Kurzbeschreibung der derzeitigen Melancholie: Ich habe ein Bild von der Bühne vor Augen, einen Moment den ich mir abgespeichert habe als besondere Erinnerung. Der mich glücklich macht. Und ich weiß genau, dass ich dieses Bild in zwei Monaten nicht mehr werde abrufen können, genau wie die vielen kleinen My Fair Lady Momente. Ich versuche also gerade gleichzeitig Momente von „damals“ einzufangen und zu bewahren, wie ich versuche sie so schnell wie möglich abzustoßen und mich abzukapseln.

Aber gut, es rufen die Arbeit und die nächsten Projekte, zum Beispiel endlich mal das Skript Editing für „Der Doctor und die weiße Frau“.

Naja, ich kann mir viel einreden …

„Ihr Erbauer von Türen! Laßt den Menschen Raum, viel Raum für den Geist … „

Heiho, heiho,… 

… und los geht es Richtung Interview. Ja, gut, es ist eine Freundin  die mich interviewt und es geht um unser gemeinsames Projekt, Little More Sonic, dennoch bin ich ein wenig aufgeregt. 

Im Detail geht es um die Arbeit an unserem nächsten Hörspiel, und ganz genau um mein Wirken als Skript Editor (deutsch: Dramaturg) und ich bin sehr gespannt, welche Fragen mir gestellt werden. Und wie ich sie beantworte.